22. März bis 7. April 2018:

Unbekanntes Land verbunden mit einer mir fremden Kultur, ich bin gespannt auf meine erste große Reise. Der Wetterbericht sagt 30 bis 35 Grad, d. h. Sommerklamotten einpacken, was sich im Winter äußerst schwierig für mich gestaltet. Jeder fragt, was willst du denn in Kuwait, dabei zählt Kuwait-City zu den spannendsten Metropolen der arabischen Welt. Die großen Ölvorkommen machen Kuwait zu einem der reichsten Länder Arabiens. Der Staat Kuwait ist ein Emirat, ein erbliches Fürstentum mit parlamentarischer Beteiligung. Staatsoberhaupt ist der Emir Kuwaits aus dem Hause Al-Sabah.

Meine Reise stand auf der Kippe, ich werde meine Erkältung nach nun drei ganzen Wochen immer noch nicht los. Der Flug war dadurch sehr anstrengend und brachte mich an meine gesundheitlichen Grenzen. Das Flugpersonal und die Familie von Rama umsorgen mich liebevoll, was soll jetzt noch schiefgehen. Ich habe über Kuwait natürlich recherchiert, aber meine Vorstellungen sind übertroffen. Wie man eine Wüste so verwandeln kann, es gibt die Skyline mit himmelhohen Glaspalästen, aufwändige Prachtbauten, Malls (The Avenues ist mit über 800 Geschäften eine der größten Malls der Welt), Märkte, Moscheen, ein ausgebautes Verkehrsnetz, unzählige Autos, Yachten… Zu den Highlights gehören der Al Shaheed Park und die Kuwait Towers.

Die Kuwait Towers wurden von zwei schwedischen Architekten entworfen, 1979 eingeweiht und dienen als Wahrzeichen für ein modernes Kuwait. Die Kugeln sind mit 55.000 chinesischen emaillierten Stahlplatten verkleidet und erinnern an die gefliesten Kuppeln historischer Moscheen.

Der Al Shaheed Park ist der größte Stadtpark Kuwaits und eine Plattform für moderne Architektur und Kunstwerke. Er besteht aus verschiedenen Gärten, Ausstellungsbereichen und bietet zahlreiche Möglichkeiten für Freizeit- und Kulturveranstaltungen.

Auf einer Wiese liegen planlos Bauteile verteilt und wir fragen uns, welcher Sinn wohl dahinter steckt. Am Rand steht eine Art Fenster und beim Durchblicken entdecken wir eine Vielzahl von Kamelen. Fantastisch

Rama’s Vater ist der beste Reiseführer Kuwaits und alles, was sehenswürdig ist, bekommen wir planmäßig zu Gesicht. Der Souq Al-Mubarakiya (Old Souq) ist neben den vielen Malls (in denen gibt es nichts, was man nicht kaufen kann) genau der Platz, der Geschichte spüren lässt. Hier kann man in vollen Zügen genießen, was man mit einem orientalischen Markt in Verbindung bringt wie lärmendes Feilschen und exotische Gerüche, Farbenpracht und Warenfülle. Beim Einkaufen fällt es mir schwer, das Einpacken zu beobachten, unzählige Plastiktüten werden benutzt, alle Plastikflaschen wandern in den Müll, Recycling ein Fremdwort.

Am Ende werden wir noch mit einem traditionellen Tanz überrascht, bevor es mit einigen Einkäufen wieder nach Hause geht.

Ich bin in diesen Tagen Teil einer tollen Familie, alle bemühen sich füreinander mit großem Respekt. Das gemeinsame Essen steht im Focus und ob es zu Hause oder unter freiem Himmel stattfindet, es wird immer wie ein Festmahl zelebriert. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit meinem Magen kann ich endlich alles essen. Der Salat ist Rama’s Spezialität und der zubereitete Fisch ein Gaumenschmaus.

Der Nahe Osten wird immer öfter von Sand- und Staubstürmen heimgesucht, eine Ursache des Klimawandels. In ein paar Jahrzehnten sollen einige Regionen auf Grund der ansteigenden Temperaturen nicht mehr bewohnbar sein. Wir haben die Tage einen der Sandstürme hautnah miterlebt. Kuwait gehört trotz der Küstenlage zu den trockensten Gebieten der Erde. Im Sommer steigt das Thermometer tagsüber auf 50 Grad, ein Leben ohne Klimaanlagen ist schier unmöglich.

Wir stehen heute alle extra um 5 Uhr auf, um den Sonnenaufgang am Meer mitzuerleben. Die Mühe hat sich gelohnt. Danach essen wir Fatayer (gefüllte Teigtaschen) und krabbeln alle wieder ins Bett.

Ein Highlight wird das Feiern der Osternacht in der Kathedrale der Heiligen Familie (Holy Family Cathedral). Der Gottesdienst ist eine Herausforderung, denn er wird nacheinander in verschiedenen Sprachen gehalten (Englisch, Arabisch, Tagalog, Singhalesisch, Malayalam, Tamilisch, Kokani, Koreanisch, Spanisch, Italienisch und Französisch). Trotzdem ich kein Wort verstehe, ist alles sehr vertraut und geht mir unter die Haut. Danke Rama und Ibrahim, ihr habt mich begleitet und mich damit sehr glücklich gemacht.

Am Ostersonntag gehört unser Herz dem Haus der Oper, dem Sheikh Jaber Al-Ahmad Cultural Centre, aber wir sind nicht in ihm, sondern bewundern die Wasserspiele draußen.

Farben im Rhythmus der Musik, wir bekommen nicht genug und nebenher versüßt uns der Sonnenuntergang den Abend.

Der gestrige Abstecher zum Shoppen hätte dramatisch ausgehen können. Beim Benutzen meines Handy’s ziehe ich versehentlich meine Kreditkarte aus der Hosentasche. Sie fällt unbemerkt auf den Bürgersteig. Wir wollen schon weiter, wäre da nicht ein netter Herr, der uns die Karte in die Hand drücken möchte. Mein Herz überschlägt sich. Shukran – Danke

Diese Türme sind Wassertürme und mit ihrem blauweißen Anstrich typisch für Kuwait. Wasser ist teurer als Benzin und in einigen Jahren wird es kritisch im Nahen Osten mit den Wasserressourcen. Wetterextreme – Trockenheit verschärfen die Lage und Menschen werden ihre Heimat verlassen müssen. Der zukünftige Streit um das kostbare Wasser könnte zu neuen Unruhen, Wasserkriegen und Flucht führen.

Der Aufenthalt in Kuwait nähert sich dem Ende, am 7. April landen wir wieder in Frankfurt und ich hoffe, der Frühling ist in Deutschland endlich angekommen. Ein Moscheebesuch und das Bait Al-Outhman Museum in Hawalli sind heute unsere Ziele. Vorher steht aber leckeres Essen auf dem Tisch.

Es ist 4 Uhr nachmittags und der Sand in der Luft verhindert wiederholt die Sicht. Die Bilal Bin Rabah Moschee wird nur freitags und zur Ramadanzeit stark besucht. Zum Freitagsgebet sind die muslimischen Männer laut Koran verpflichtet und die Moschee zählt bis zu 30.000 Besucher jede Woche.

Das Bait Al-Outhman-Museum ist ein ursprünglich von Abdullah Al-Othman in den 40er Jahren erbautes Haus, das in ein Nationalmuseum umgewandelt wurde. Es beherbergt historische Artefakte, Kunst und Dokumente, die von Menschen gesammelt wurden, die ihr reiches kulturelles Erbe unter einem Dach sehen wollten, wo es geschützt und geschätzt wird.

Wir nehmen Abschied und der abendliche Gebetsruf des Muezzin’s hält mich wie am ersten Tag gefangen. Goodbye Kuwait und BIGGER SHUKRAN gilt Rama’s Familie. Danke

23 thoughts on “Der Nahe Osten – Kuwait

  1. Die Tage, die meine Familie und ich mit dir dort verbracht haben, waren wirklich sehr toll und leider sie waren sehr schnell vorbei. Ja das hat mich sehr gefreut, dass du glücklich warst. Meine Liebe Simona Biger Schukern für deine schöne Wörter und für alles, was wir zusammen erlebt haben. und wie gesagt, ahlan w sahlan und von meinem Baba: du bist immer wieder willkommen. Ich wünsche dir weiter schöne Zeit und schönen Urlaub ♥️ LG Deine Rama

    1. Liebe Rama, ich kann dir und deiner Familie nicht genug danken. Ich werde diese Reise nie vergessen. Sie war nicht nur ein Urlaubserlebnis. Ihr habt mir die Tür zu einer anderen Kultur geöffnet und mich an eurem Familienleben teilhaben lassen. Das war sehr außergewöhnlich für mich, und mein Herz gehört euch.

    1. Lieber Hubert, danke für deine Zeilen. Wir hatten eine tolle Zeit und nun geht es bald wieder nach Deutschland. Aber du weißt ja, die Reise geht weiter und du kannst hier noch viel lesen.

  2. Liebe Simone, sooooo spannend ist das alles, was Du schreibst. Wie muss das erst sein, wenn man alles selbst erleben kann. Danke, dass ich mitlesen darf. Ich freue mich auf die Fortsetzung. Alles Liebe Christa

    1. Liebe Christa, das freut mich sehr und es bereitet große Freude, euch teilhaben zu lassen. Der Aufenthalt bei Rama’s Familie ist wirklich besonders, das Land hätte ich nie so hautnah kennenlernen können.

  3. Liebe Simone, das ist eine schöne Idee auf diese Weise dabei zu sein 🙂 Der Sonnenaufgang war klasse ne 🙂 Ich habe ihn mal allein am Strand in Ägypten erlebt und war sofort daran erinnert. Freue mich auf deine Erzählungen. Liebe Grüße Andrea

    1. Danke Andrea und ich freue mich schon auf unser gemeinsames Klöntreffen, wir machen es uns dann ganz gemütlich. 😉

  4. Hallo Simone, wir wünschen Dir frohe Ostern. Sandsturm, Hitze… bei der Tagesschau haben sie gerade gezeigt, dass Rostock im Schnee untergeht…. verrückte Welt und Klima. Genieß die Zeit und saug alle Erlebnisse auf. Liebe Grüße

    1. Dankeschön und ich wollte mich vom Schnee verabschiedet haben, aber das könnte eventuell schief gehen und er ist immer noch da. LG und bis bald

    1. Lieber Hubert, dir auch ein gesegnetes Osterfest. Ich bin schon aufgeregt, denn wir erleben zusammen um 22 Uhr die Osternacht in einer katholischen Kirche. Ich werde davon berichten.

    2. Bei uns beginnt die Liturgie um 21 Uhr. Meine Gedanken gehen in den Orient. “ex Oriente Lux!”

  5. Liebe Simone Du hast eine tolle Seite hier eingerichtet, Danke, es ist spannend und sehr beeindruckend an deiner Reise ein wenig teilnehmen zu können. Wir wünschen dir weiterhin noch mega tolle Erlebnisse sowie Eindrücke.

    1. Ich freue mich über jeden Kommentar und hoffe, dass wir uns bald persönlich darüber austauschen können. Knuddelgrüße für euch

    1. Danke für’s Mitlesen und ebenso Frohe Ostern. Reisen kann nur bilden, wenn wir keine Angst vor dem Fremden haben und nicht nach den vertrauten Dingen unserer Heimat wie Essen und Sprache suchen. Ich muss zugeben, dass es nicht einfach für mich ist.

  6. Liebe Simone, für mich wäre das Kofferpacken schon ein schier unlösbares Problem. So viele verschiedene Anforderungen an das Gepäck. Was nimmt man mit, auf was kann man verzichten? Ich wüsste es nicht! Nimm aber alles mit, was Du für Deine persönliche Sicherheit brauchst. Ich wünsche einen guten Start ins Abenteuer.

    1. Wie wahr, wie wahr! Du hast den Kern erkannt und 16 Kilo im Koffer waren wirklich unnötig, das weiß ich jetzt.

    1. Lieber Artur, vielen Dank! Du bist der erste, der einen Kommentar zum Weltreise-Blog geschrieben hat. Als Dank bekommst du die erste Ansichtskarte von unterwegs, VERSPROCHEN ✌

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