14. Juni bis 21. Juni 2022:

Wir verlassen den Polarkreis am anderen Morgen und bleiben der E6 ein weiteres Stück treu. Der Weg ist das Ziel. Bevor wir uns auf die letzte Etappe unserer aufregenden Reise begeben, bleibt uns Zeit für einen Abstecher zu den Lofoten. Dafür müssen wir noch ein Stück fahren und nutzen anschließend eine Fährüberfahrt.

Tatsächlich, wir können unseren Augen kaum trauen, am Wegesrand grast eine Herde Rentiere. Es gab bereits viele Hinweisschilder an der Straße: Vorsicht Rentier

Gezeitenstrom Saltstraumen

Südöstlich von Bodø liegt der Saltstraumen (Salzstrom) und ist einer der größten Gezeitenströme der Welt. Bis zu 400 Millionen Kubikmeter Wasser werden zwischen den Gezeiten hin und her transportiert. Manche Strudel haben einen Durchmesser von bis zu 10 Metern. Das reiche Fischvorkommen zieht viele Sportfischer an.

Ein Stück vom Strom entfernt sind kleine Inseln zu sehen mit ruhigem Wasser, diese sieht fast wie ein Herz aus.

Übernachten in Mørsvikbotn

Unterwegs fällt viel Regen, aber was heißt das schon, das Wetter wechselt ja ständig. Wir peilen den nächsten Stellplatz mit Strom an und auf der Quittung steht „bobil with energy“. Entfernt von der Straße und direkt am Møsvikfjord gönnen wir uns ein Gläschen Gin Tonic bei Ebbe und Flut.

Erkennt ihr den Unterschied? Keine Angst, wir stehen sicher an diesem schönen Ort.

In Otta wechselten wir auf die E6 und sie bot uns 1000 km sicheres Fahren. Durch gefühlte 100 Tunnel wurden wir geleitet und haben unzählige Parkbuchten zum Ausblick nehmen dürfen. Die Landschaft wurde nie langweilig und wir loben an dieser Stelle die Norweger für ihr gut durchdachtes Straßensystem.

Mit der Fähre auf die Lofoten

Von Bognes setzen wir innerhalb einer Stunde mit der Fähre nach Lødingen über. Auf den Lofoten nehmen wir die Sonne mit uns und lassen die Archipele auf uns wirken.

Die Lofoten, übersetzt heißen sie Luchsfuß, geben uns ein einzigartiges Landschaftsbild. Imposante Berge ragen steil und schroff aus dem Meer, zauberhafte Buchten und Strände laden zum Träumen ein, saftige Wiesen und kleine Fischerdörfer lassen ein hiesiges Leben erahnen. Die 1200 km² große Inselgruppe existiert seit über 3,5 Milliarden Jahren.

Den Tag beenden wir mit einem Abendspaziergang im kleinen Örtchen Liland. Eben ist Ebbe, die Bucht ist ganz ruhig, nur ein paar Möwen sind zu hören. Die Wikinger nannten die Lofoten „Insel der Götter“, das können wir nachvollziehen.

Das Farbenspiel ist besonders, ohne Worte.

Weiter auf den Lofoten

Mit unserer Drohne gelingen die Luftaufnahmen wunderbar, von oben sieht alles noch interessanter aus und wir werden zu einem winzigen Punkt auf der Landkarte.

Durch viele Tunnel wurden wir geleitet, aber dieser hat es in sich, für Gegenverkehr kein Platz, nur ein paar Nischen zum Ausweichen. Augen zu und durch, Thomas bringt wie immer nichts aus der Ruhe.

Trockenfisch (Tørrvisk) ist für Norwegen und Island bekannt. Getrockneter Kabeljau diente schon vor 1000 Jahren den Wikingern als Nahrungsmittel auf langen Seereisen. Aber was sehen wir dort??? Nur Fischköpfe sind zum Trocknen aufgehängt, die Dinger stinken übel. Wer kann uns helfen und findet heraus, zu welchem Zweck werden sie gesammelt?

An dieser Stelle herzlichen Dank, Carolin und Ulf. Das Rätsel ist gelöst, die Köpfe gehen nach Nigeria und werden zu Fischsuppe verarbeitet.

Der heutige Abschnitt endet bei Sonnenschein auf dem romantischen Campingplatz Rystad direkt am Gimsøystraumen. Ich bin bis 2 Uhr wach, die Sonne scheint gnadenlos, heute wird es leider auch im Wohnmobil nicht richtig dunkel.

Das große Ziel Vesterålen>

Noch ein Blick auf die Vågan kirke, vormittags verlassen wir die Lofoten Richtung Sortland in Versterålen. Vesterålen ist wie die Lofoten eine Inselgruppe und befindet sich 300 km über dem Polarkreis.

Abstecher zur Insel Langøya

In Myre, auf der Insel Langøya, finden wir einen Campingplatz, sehr komfortabel, vor dem Duschhäuschen sind die Schuhe auszuziehen. Das gute Wetter zieht uns aufs Rad und wir fahren die Küstenstraße entlang bis zum obersten Zipfel Nyksund.

Zurück zum getrockneten Kabeljau, der Stockfisch heißt, weil immer zwei ausgenommene Fische mit ihrem hinteren Ende am Stock eines Trockengestells aufgehängt werden. Der Fisch kommt zum Laichen nach Norwegen, die Lofoten und Vesterålen wären ohne Fischfang und Handel gar nicht besiedelt. Der Fisch ist eine große Einnahmequelle und wird heute noch wie in der Wikingerzeit verarbeitet.

Auf der Küstenstraße begegnen uns nur wenige Fahrzeuge. Sie ist schmal, aber es gibt ausreichend Platz zum Ausweichen. Ein paar Übungen mit der Drohne lohnen sich, der Wind macht ihr überraschend wenig aus.

Für Nyksund (15 km) brauchen wir eine Stunde, denn die Lust am Fotografieren will nicht weichen. Dort angekommen, sind wir am Ende der Straße, am Ende der Insel, am Ende der Welt. Wir schauen auf das Nordpolarmeer, nach 1500 km trifft man auf Grönlands Küste.

Nyksund hat als Geisterdorf eine skurrile Geschichte. Fischer verließen in den 60ern den Ort, als es nichts mehr zu fischen gab. In den 70ern entdeckten Berliner Sozialarbeiter das leere Dorf, um ein Projekt für straffällig gewordene Jugendliche ins Leben zu rufen. Danach kamen Aussteiger, Kiffer und Künstler, die jedoch den Winter dort nicht überstanden. Erst seit den 90ern kommen Fischerskinder in ihre alte Heimat zurück und verwandeln den Ort in eine angesagte Adresse.

Litløy Fyr, wir kommen

Kurz vor unserem nächsten Stopp laufen uns zwei Elche vor die Linse, schauen mit großen Augen am Wegesrand und schenken uns fünf Minuten zum Staunen.

Elena, unsere Gastgeberin, hat uns zum Parken den kleinen Hafen in Vinjesjøen genannt. Wir übernachten noch einmal im Wohnmobil und werden morgen mit einem Schlauchboot auf die Insel geholt.

Den Abend vertreiben wir uns mit einigen Vorbereitungen und für ein paar Runden Rummikub bleibt auch noch Zeit.

Um Mitternacht muss ich unbedingt vor die Tür, Windstille und die Sonne am Horizont, das lasse ich mir nicht entgehen. Bei solchen Bildern und Momenten werden die Sorgen ganz klein und das Herz macht einen Sprung.

Den Vormittag nutzen wir im Hafen, um mit der Drohne ein paar Aufnahmen zu üben. Das Wetter ist geradezu einladend, nur die Möwen mögen die Drohne gar nicht und wir müssen auf ihre Angriffe achten.

Überfahrt zum Leuchtturm

Gut verpackt ordert Frode uns auf sein Schlauchboot und wir ahnen noch nicht, was uns erwartet. Aus dem Hafen chauffiert er uns ganz gemütlich, danach dreht er auf und ein 15 minütiger Wellenritt beginnt, bei dem wir unseren Spaß haben.

Am Leuchtturm werden wir vom deutschen Volontär Luca und unserer Gastgeberin Elena herzlich empfangen. Elena führt uns ins Leuchtturmwärterhäuschen, wo uns eine kuschelige Unterkunft erwartet.

Ankommen und genießen

Der Ofen knistert, Kerzen sind angezündet und Elena erklärt uns alle Einzelheiten zur tollen viertägigen Bleibe. Sie hat ein Händchen für viele liebevolle Details, wir sind überwältigt. Rebecca, eine deutsche Studentin, wird uns in den nächsten Tagen zur Seite stehen und ist für unsere Wünsche mit zuständig.

Ein leckeres Frühstück wartet am nächsten Morgen auf uns, nicht nur nett angerichtet, sondern viele Dinge sind selbst hergestellt. Danach machen wir uns mit Bee und Luca auf den Weg, um für unser Risotto wild wachsenden Spinat in einer Bucht zu ernten.

Sein im Hier und Jetzt an einem Fleck der Erde, allein mit der puren Natur, wirkt auf uns. Abstand von Vergangenheit und Zukunft macht vogelfrei, Sorgen und Pläne haben gerade absolute Pause.

Wie es morgen weitergeht, erfahrt ihr dort:

Wir trauen uns

25 thoughts on “Der Weg zum Leuchtturm

  1. Liebste Mone und liebster Thomas, so wunderschöne Bilder von einem ganz besonderen Ort – alles hat so viel Atmosphäre, eine Umgebung zum Reintauchen. Wir wünschen Euch morgen einen wunderschönen Tag, lasst Euch verwöhnen und feiern. Wir sind bei Euch um 13:00!! Fühlt Euch umarmt aus der Ferne, wir schicken ganz liebe Grüße, Siri und Thore❤️

    1. Welch eine Freude, Danke Helga für deine Wünsche. Was lange währt, wird endlich gut, das hoffen wir für den morgigen Tag. Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße

  2. Guten Morgen ihr beiden ❣️ Na wie war die erste Nacht auf der Insel? Habt ihr schlafen können oder war es laut vom Wind und Wasser? Bei euch kann man sagen eine Reise zur Hochzeit, was nicht jeder sagen kann. Spannend, aufregend, schön, interessant…………… und was noch alles. Seit ihr schon aufgeregt, also ich war es. Wir sind in Gedanken immer bei euch. Wir wünschen euch einen wunderschönen Tag!!!!!! Herzliche Grüße Lothar und Monika ❣️ ❣️ ❣️ ❣️ ❣️ ❣️ ❣️

    1. Das ist lieb, dass ihr an uns denkt. Wir werden über alle Maßen verwöhnt und kein Wunsch bleibt unerfüllt. Wasser und Wind sind da, haben unseren Schlaf aber nicht gestört.

  3. Hallo Simone und Thomas, ich bin wirklich begeistert von Euren Fotos, von Eurem Trail. Die Überfahrt zur Insel im Schlauchboot das war sicher richtig aufregend mit ein bisschen Adrenalin im Blut. Ich kann nur sagen, alles was Ihr auf dem Weg inkl. der Vorbereitungen auf dem Weg zu Eurem Leuchtturm erlebt habt, kann Euch keiner mehr nehmen, dass bleibt ganz tief und fest in Euren Herzen. Eure Unterkunft rundet das Ganze noch ab – naja, die Betten habt Ihr bestimmt schon zusammen gerückt. Lasst Euch von den Nordlichtern verträumen. Liebe Grüße, Saskia

    1. Hej liebe Saskia, du bist weiter bei uns, das ist toll. Die Überfahrt war besonders und eine Wiederholung wird kommen, das ist sicher. Elenas Empfang und der Leuchtturm haben uns sprachlos gemacht.

  4. Hei Ihr zwei Abenteurer, Eure ausdrucksstarken Fotos und schönen Berichte lassen mich an Eurer Reise auf dem Weg zu Eurem Leuchtturm am „Ende der Welt“ sehr hautnah teilhaben. Ich freue mich mit Euch, dass Ihr endlich auf dieser Reise zu Eurem besonderen Ereignis seid. Saugt alle Eindrücke fern der alltäglichen und beruflichen Pflichten und Anstrengungen in Euch auf – Zeit zum Seele baumeln lassen, zum tiefen Sein, einfach pure Freiheit spüren in weitgehend unberührter Natur. Nichts lässt sich festzuhalten. Genießt jeden Moment. Ganz liebe Grüße, Saskia

    1. Du sprichst uns aus dem Herzen und findest die passenden Worte, liebe Saskia, Danke dafür. Norwegen hat uns trotz aller Vorbereitungen total überrascht und wir spüren erst hier, wie gut uns die Weite der Natur tut.

  5. Na ihr zwei Abenteurer! So voller wunderschöner Bilder und Eindrücke rückt ja nun der Höhepunkt in greifbare Nähe! Wir wünschen euch noch viel mehr von den zauberhaften Eindrücken und eine schöne Zeit auf der Insel! Wir freuen uns auf die Fotos dieses besonderen Ortes!

    1. Danke ihr beiden. Wir sind gerade auf dem Weg nach Bø, dort werden wir mit dem Boot auf die Insel geholt. Wir freuen uns bei bestem Wetter auf das kommende Erlebnis.

  6. Hallo Simone, Hallo Thomas. Ich träume mich bei einer Tasse Kaffee ☕️ gerade zu euch in die Ferne. Unglaublich schöne Bilder und ich hoffe es kommen noch ganz viele davon. Ein Kalender wäre tatsächlich eine super tolle Idee und schwups hier wären dann auch die ersten Weihnachtsgeschenke. Ich wünsche euch weiterhin eine beeindruckend schöne Zeit und uns allen hier schöne Bilder und Berichte. Liebe Grüße bis bald

    1. Ist das schön, Michi, Danke. Du hast wie immer die richtigen Ideen, der Kreativität setzen wir keine Grenzen und zusammen bekommen wir oft etwas ganz Besonderes hin.

  7. Hallo ihr beiden!! Eure Reise nähert sich so langsam eurem Hauptziel, immer wieder schauen wir gerne diese Fotos, einfach wahnsinn was die Natur interessantes zu bieten hat. Heute nachmittag haben wir mit Tom und Selina, Berni und Jutta, Papa und Mama Eure Fotos auf dem großen Fernseher anschauen können, da konnten die beiden sich auch ein Bild von eurem Urlaub machen. Nun wünschen wir euch noch eine schöne Zeit. Passt gut auf euch auf!!! Bis bald. Ganz liebe Grüße ‼️

    1. Das ist ja richtig toll, was Technik möglich macht. Wir denken an euch und drücken alle ganz doll.

    1. Nee nee, diese Pause wollen wir nie wieder verlassen. Diese Schönheit lässt sich noch ewig aushalten.

  8. Wunderschöne Bilder, ihr seid zu beneiden! Die Fotos könnten gut einen Kalender schmücken, vielleicht könnt ihr sie einem Verlag anbieten. Oder einen Bildband erstellen. Ganz viel Spaß noch und weitere schöne Blicke, Gabi
    P. S. Wozu die Fischköpfe dienen, weiß ich leider nicht!

    1. Lieben Dank Gabi für dein tolles Feedback. Wir müssen nur auf den Auslöser drücken. Norwegen schmeißt uns seine ganze Schönheit vor die Linse.

  9. Hallo Ihr Lieben, von Euren Bildern und Texten bin ich begeistert und die Erinnerungen von unserer Reise mit Jan zum Nordpol kommen wieder hoch. Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Reise und genießt Eure gemeinsame Zeit. Liebe Grüße von Gitti. Ich freue mich schon auf Deine weiteren Bilder und Berichte

    1. Liebe Gitti, wir mussten schon ganz oft an dich und Jan denken, ihr habt von Norwegen erzählt. Erinnere ich mich richtig, dass ihr in Norwegen die Papageientaucher (Puffins) gesehen habt? Wir freuen uns, dich mit im Gepäck zu haben.

Schreibe einen Kommentar